Wenn Lehrer Hausbesuche machen

Petra Overkamp hat nicht gedacht, dass es noch einmal zur totalen Schulschließung kommt. „Doch dieses Mal war es nicht so ein Schock wie im März 2020, weil die BBS Meppen die Rahmenbedingungen angepasst hatte und wir wussten, was gut klappt und was nicht. Digitale Endgeräte fehlen in den meisten Familien, zum Teil fehlt auch ein Zimmer, sogar ein Tisch, an dem die Schülerinnen oder Schüler arbeiten könnten. Nicht weil die Familien es nicht wollen, sondern weil Ihnen die Möglichkeiten fehlen. Damit die Schülerinnen und Schüler nicht hinten runterfallen, habe ich mich für die Hausbesuche entschieden,“ so Petra Overkamp. „So stellen wir fest, wo Betreuung doch sinnhaft ist und können Hilfe bieten.“

Die Kolleginnen haben Materialpakete mit Arbeitsplänen für jeden Tag zusammengestellt. Diese wurden entweder in der Schule ausgegeben oder von den Lehrkräften nach Hause gebracht. Zusätzlich erstellte die Kollegin Christine Amhoff kleine Lernvideos, weil neue Inhalte eingeführt werden müssen. Dieses ist für die Sprachlernschülerinnen und -schüler sehr vorteilhaft, da sie die neuen Wörter und Sätze nicht so gut über ein Blatt oder Buch erschließen können. „Wir versuchen das, was wir sonst mündlich erklären, zum Beispiel farblich zu unterlegen und zu gestalten, so dass auch eventuell die älteren Geschwister oder Eltern mitlesen können. Das Sprachverständnis ist das größte Problem der Jugendlichen. Die Schülerinnen und Schüler brauchen die Erklärung vis-a-vis, müssen das Mundbild sehen“, so Christine Amhoff. Das war schon in den vergangenen Monaten mit der Maske schwierig. Auch die Lehrerinnen und Lehrer müssen im Gesicht der Jugendlichen sehen, ob etwas verstanden wurde, um darauf eingehen zu können. Diese Rückmeldung fehlt auch per Telefon oder E-Mail. In den letzten Wochen des Distanzunterrichts verständigte man sich darauf, dass es einmal in der Woche den persönlichen Kontakt bei der Übergabe mit den Förderbedürftigen gibt und die Lehrerinnen zusätzlich zwischendurch anrufen. In der Zwischenzeit können die Schülerinnen und Schüler auch in Apps auf ihren Handys im Distanzunterricht arbeiten. Dennoch bleibt für die Jugendlichen nur das Parallelsystem, da sie die Sozialkontakte und die Ansprache der Lehrerinnen brauchen. Selbst wenn alle Schülerinnen und Schüler ein iPad hätten, bräuchten sie immer noch jemanden neben sich, der sie anleitet. Der Schwerpunkt des Unterrichts liegt aktuell auf dem Sprachunterricht. Der Berufsvorbereitung und dem Fachpraxisunterricht kommt beim anstehenden Präsensunterricht eine besondere Bedeutung zu. Die Kolleginnen und Kollegen übernehmen im Moment eine große Verantwortung für Ihre Schülerinnen und Schüler.